*
1898 in Riedlingen,
†
1982 in München
ALBERT
BURKART,
hat
von
1920
bis
1980
ein
großes
Werk
als
Wandmaler,
Gestalter
von
Glasfenstern,
Tafelbildrnaler
und
Grafiker
(Radierungen,
Lithografien,
Zeichnungen)
geschaffen
und
für
Kirchen
Altarbilder
und
Kreuzwege
gestaltet,
Chorräume
und
Kapellen
ausgemalt
und
farbige
Glaswände
entworfen.
In
seinem
Werk
spiegeln
sich
die
Entwicklungen
der
Malerei,
der
Architektur,
der
Kirche
und
der
Gesellschaft
zwischen
1920
und
1980.
Albert
Burkarts
künstlerisches
Schaffen
entwickelte
sich
über
seine
expression-istischen
Arbeiten
in
seinem
Frühwerk
bis
hin
zur
‚Neuen
Sachlichkeit
und
den
italienisch
beeinflussten,
späteren
Bildern
und
Wandmalereien.
Sein
Thema
war
der
Mensch,
sein Umfeld und der Mensch als Geschöpf Gottes.
Quelle:
Frauen
in
Bildern
von
Albert
Burkart
-
Katalog
zu
den Ausstellungen 2010 und 2011
BURKART
ALBERT
1898 - 1982
SEIN WERK IN MÜNCHNER KIRCHEN
LEIDEN CHRISTI
HEILIGSTE DREIFALTIGKEIT - GROßHESSELOHE
MARIENALTAR
In
den
20er
Jahren
entstanden
Kirchen,
die
sich
aus
dem
Schema
der
romanischen
Basilika
zu
modernen
Lösungen
vortasteten
(Leiden
Christi
Menzing,
St.
Martin
Moosach,
1924).
Diese
Richtung
gewann
ab
1930
die
Oberhand.
Ihr
letztes
Hauptwerk
ist
die
Kirche
Königin
des
Friedens,
1938,
als
letzte
Kirche
vordem
Krieg
erbaut.
Ihr
Architekt
Robert
Vorhoelzer
war
einer
der
besten
Vertreter
des
Neuen
Bauens
in
München.
Nach
außen
macht
die
Kirche
einen
wehrhaften
Eindruck.
Starke
hohe
Mauern
umschließen
sie.
Der
quadratische
Turm
ist
mit
Strebepfeilern
verstärkt,
eine
Schildmauer
verstärkt
burgartig
die
Westfassade.
Der
Raum
steht
als
Wandpfeilerhalle
in
einer
heimischen
südostdeutschen
Tradition.
Der
Chor
ist
herrscherlich
erhöht
und
weihevoll
durch
Lichteinfall
aus
verdeckten
Seitenfenstern
abgesetzt.
Das
vorgezeigte
Baumaterial,
Nagelfluh,
Backstein,
Holz,
wirkt
naturhaft
und
bodenständig
wie
in
den
gleichzeitigen
Bauten
des
Dritten
Reiches.
Aber
die
trutzige,
hoheitsvolle
und
erdverhaftete
Erscheinung,
ist
in
den
Dienst
der
Kirche
und
des
Friedens
gestellt.
Die
Friedenssehnsucht
der
Zwischenkriegszeit
wurde
in
dieser
Kirche
Programm,
vor
allem
in
den
Wandfresken
und
Altarbildern
von
Albert
Burkart,
die
in
feierlicher
Monumentalität
den
Schutz
der
Friedenskönigin
für
die
Stadt
München
des
Jahres
1938
beschwören.
Das
Fresko
ist
das
Hauptwerk
kirchlicher Wandmalerei im 20. Jahrhundert in dieser Stadt.
Im
Luftkrieg
1942-1945
und
bei
letzten
Artillerieduellen
im
Mai
1945
wurden
fast
alle
Pfarrkirchen
Münchens
getroffen,
viele
sehr
schwer
beschädigt,
aber
eigentlich
keine
völlig
zerstört.
Ausnahme
ist
nur
die
hölzerne
Notkirche
in
Neuhausen;
diese
wurde
durch
Hitlers
Kinosaal
vom
Obersalzberg
ersetzt
und
erhielt das Patrozinium Herz Jesu.
Sieben
Jahre
nach
dem
Krieg,
1952,
baute
Sep
Ruf
in
Zwölf-
Apostel
in
Laim
die
erste
moderne
Kirche
Münchens;
ein
qualitätvoller,
betont
schlichter
Bau,
der
für
viele
provozierend
abstrakt
wirkte,
aber
für
die
kirchliche
Bautätigkeit
unter
Joseph
Kardinal Wendel (1952-1960) beispielhaft wurde.
Der
katholischen
Kirche
war
nach
dem
Zusammenbruch
des
Dritten
Reiches
und
seiner
Weltanschauung
neue
Autorität
zugewachsen.
Die
Person
des
neuen
Erzbischofs
versprach
Wandel nach einer langen Zeit des Beharrens.
Quelle:
Katholische
Kirchen
in
München
-
Sonderausgabe
für
den
Katholikentag 1984
BURKART
ALBERT
1898 - 1982
1898
geboren in Riedlingen
1916- 1924
Studium an den Akademien München
und Stuttgart und der Kunstgewerbeschule München
1917/18
Kriegsdienst an der Westfront
ab 1925
als freier Maler in München tätig
Bilder und grafische Blätter bei allen
Jahresausstellungen in München
1928 - 1981
Tafelbilder, Fresken und Farbglasfenster
hauptsächlich in Süddeutschland,
Veröffentlichungen und Vorträge
zum Thema „Malerei und Architektur im kirchlichen Raum,
vor allem auch im Zusammenhang mit der
Neuorientierung nach dem Konzil.
1943 - 1945
Kriegsdienst und Gefangenschaft in Russland
1949 - 1963
Berufung an die Städelschule Frankfurt/Main als
ordentlicher Professor zur Leitung der Klasse
für figurale Malerei und Wandmalerei und die Ausbildung
zur Glasmalerei,
1955
Illustrationen für den Einheitskatechismus
ab 1963
nach der Pensionierung als freier Maler in München tätig
1982
gestorben am 7. März in München
1999
Gründung der „Albert-Burkart -Stiftung" in Riedlingen
Quelle: Biographische Notizen aus dem Katalog zu den Ausstellungen
2010 und 2011 - Städt. Galerie Spital zum Hl. Geist - Riedlingen S. 101
„Die religiösen Themen bearbeitete er aus
tiefer und lebendiger Gläubigkeit,
es entstanden Werke mit großer Spiritualität,
ausdrucksstarker Fülle und hoher
architektonischer Raumauffassung.“
KÖNIGIN DER SCHÖPFUNG 1955
Mischtechnik/Hartfaser -92 x81 cm
Albert-Burkart Stiftung
Aus dem Katalog zu den Ausstellungen 2010
und 2011, Städt. Galerie Spital zum Hl.
Geist, Riedlingen, „Frauen in Bildern von
Albert Burkart“ - 1. Auflage ISBN 978-3-00-
034295-0
Herausgegeben vom Verein für
Altertumskunde und Heimatpflege 1851 e.V
und der Albert-Burkart-Stiftung
Gestaltung: Peter Burkart, München,
Winfried Aßfalg, Riedlingen
Bildnachweis: Peter Burkart, Winfried Aßfalg
Pietà 1951
Mischtechnik/Papier
73,5 x Papier
Altertumsverein Riedlingen
WERKE
Im Betrachten von Burkarts Gesichtern
öffnet sich uns das Geheimnis des
Anderen, wird uns das Antlitz des Anderen
einen spaltbreit auf einen weiten Horizont
hin geöffnet.
Museum "Schöne Stiege" in
Riedlingen
Die Stadt Riedlingen hat ihrem
Ehrenbürger in der Städtischen Galerie
einen eigenen Raum gewidmet, der mit
Gemälden und Papierarbeiten aus dem
Fundus der Albert-Burkart-Stiftung
ausgestatten ist.
In den Jahresmappen der „Deutschen Gesellschaft für christliche
Kunst“ (gegründet 1893) war Burkart prominent vertreten:
Beispiele:
1932 ist dieser so wach blickende Jesusknabe mit
den„Friedenstauben“ in beiden Händen abgebildet und das
Fresko „Josefs Traum“ in St. Josef in Passau/Auerbach.
Im Jahre 1934 findet sich darin die Abbildung der linken Altartafel im
Chor von Riedlingen. Dargestellt sind die „Heiligen Frauen“, einer
Mischtechnik auf Holz in der Größe von 1,80 x 2,70 m.
1935 ist die 1. Station des Kreuzweges in der Marienkirche in
Heidenheim/Wttbg. dargestellt.
1936 ist ein Ausschnitt des Hochaltarbildes in Heilig Blut (München-
Bogenhausen) zu sehen.
Sieben Münchner Maler
Burkart gehörte der 1931 in München geründeten
Künstlervereinigung an . Sie wurde 1937 aufgelöst.
Zur Vereinigung gehörten neben Burkart, Franz Doll, Günther
Graßmann, Wilhelm Maxon, Otto Nückel, Walter Schulz-Matan
sowie Karl Zerbe
Aus dem Kath. Katechismus 1955
KRIPPENSZENE
FLUCHT NACH ÄGYPTEN
BEI JOSEPH,
DEM ZIMMERMANN
HOCHZEIT ZU KANA
KREUZABNAHME
TOD MARIAS
ST. RAPHAEL
Auferstehung Christi
1934
Ölbergszene
Verrat
Kreuzigung
Frauen am Grab
1965
1965
Vergleich der Szene: „Fürchtet euch nicht! Ihr sucht Jesus den Gekreuzigten. Er ist
nicht hier. Er ist auferstanden, wie er gesagt hat“
rechter unterer Altarflügel der Gabrielkirche - Kath. Katechismus -1955 (S. 62)
ZU DEN HL. ENGELN - GIESING
Im
untersten
Band
wird
die
Bedrängnis
des
Volkes
durch
die
Feinde
des
Friedens
dargestellt.
Zwei
Engel
beschützen
das
Kirchenvolk
vor
Krieg,
Not,
Tod
(links)
und
Teufel
mit
Maske,
Lüge
und
Hass
(rechts).
Die
zweite
Zone
zeigt
die
Einweihung
unserer
Kirche.
Eine
Prozession
aus
Klerus,
Ministranten
und
Erstkommunionkindern
zieht
vom
Dom
zur
Kirche
„Königin
des
Friedens“.
Das
Bild
stellt
Kardinal
Faulhaber,
dahinter
Pfarrer
Beer
und
am
rechten Rand den Künstler selbst dar.
MARIA - KÖNIGIN DES FRIEDENS - GIESING
Im
obersten
Bildabschnitt
thront
Maria
mit
dem
Kind.
Als
Symbol
des
Friedens
hält
sie
in
ihrer
rechten
Hand
einen
Ölzweig.
Sie
wird
flankiert
von
zwei
Engeln,
die
Trauben
und
eine
Garbe
mit
Korn
(Brot
und
Wein)
als
Zeichen
der
Eucharistie
und
des
Friedens
in
ihren
Händen
halten.
Vor
der
Gottesmutter
kniet
Papst
Benedikt
XV,
der
im
Kriegsjahr 1915 die Anrufung „Maria Königin des Friedens“ in die Lauretanische Litanei aufgenommen hat.
Von
Albert
Burkart
stammen
auch
die
Altartafeln
der
beiden
Seitenaltäre,
die
der
heiligen
Elisabeth
und
dem
heiligen
Joseph
geweiht
sind, sowie der Kreuzweg.
„Der
Kirchenbau
wurde
von
Robert
Vorhoelzer,
dem
besten
Vertreter
des
Neuen
Bauens
in
München,
entworfen.
Das
Patrozinium
und
das
Programm
der
Kirche
sind
eine
deutliche
Absage
an
Kriegspropaganda
des
Nationalsozialismus.
An
der
geraden
Chorwand
malte
Burkart
das
weit
überlebensgroße
Bild
einer
‚‘Thronenden
Madonna‘mit
dem
Ölzweig
als
Friedenszeichen.
Darunter
die
Weihe
der
Kirche
und
der
Stadt
München
an
die
Friedenskönigin
durch
Kardinal
Faulhaber.
In
einem
zweiten
Fries
ist
die
Überwindung
von
Zwietracht,
Lüge
und
Krieg
durch
einen
Kampf
von
Engeln
gegen
Teufel
dargestellt.
Das
Wandbild
wurde
vor
der
liturgischen
Neuordnung
durch
zwei
Tafelbilder
von
Seitenaltären
begleitet.
In
der
künstlerischen
Gesamtanlage
ist
Burkart
eine
glückliche
Verbindung
von
Erzählung
und
Monumentalität
von
Bild,
Wand
und
Raum
gelungen.
Aus
dem
Stil
der
Neuen
Sachlichkeit
und
einer
neuen
Auseinandersetzung
mit
der
italienischen
Wandmalerei
des
14.
und
15.Jahrhunderts
hat
er
einen
Stil
kirchlicher
Monumentalmalerei
entwickelt,
der
das
Gewaltsame
und
Gewollte,
das
in
der
Münchner
Kirchenmalerei
von
Becker-Gundahl
bis
Bergmann
spürbar
war,
harmonisch
und
menschenfreundlich
in
einer
natürlich
wirkenden
Monumentalität
überwand.
So
hätte
die
kirchliche
Malerei
weitergehen
können,
aber
auf
die
Kirche
des
Friedens
fielen
1943
die
Bomben
des
Kriegs.“
Peter
Bernhard
Steiner
-
Malerei
im
Kirchenraum
-
München
1890-1940
-
in:
München
leutete
-
Karl
Caspar
und
die
Erneuerung
christlicher
Kunst
in München um 1900, S.89
DER KOSMOS UND DIE WELT DER ENGEL IN ANBETUNG DER EUCHARISTIE
ST. KONRAD VON PARZHAM
„
Die
Mitte
des
Fensters
bilden
die
Symbole
der
Eucharistie,
Trauben
und
Ähren
auf
dunkelrotem
Grund.
Vor
ihnen
neigt
sich
der
ganze
Kosmos
in
Anbetung.
Oben
hereinbrechend
die
Geisterwelt
der
Engel,
in
Flügelsymbolen
dargestellt,
aus
abgestuften
gelben
Tönen
von
etwas
Rot
und
Grün
unterbrochen,
dann
die
Bahnen
der
Welten
in
glühenden
Rots
und
tiefen
Blaus,
darunter
der
Bezirk
der
Erde
mit
Menschen,
Tier
und
Vögeln,
dem
Geviert
von
Äckern
und
Feldern,
von
Pflanzen
und
Blumen
in
grünlichen,
braunroten
und
purpurnen
Farbklängen,
sodann
der
blaue
Bereich
des
Wassers
mit
den
Fischen
und
zutiefst
auf
den
Seiten
die
Zone
des
Feuers,
in
der
auf
der
linken
Seite
auch
der
Teufel,
mit
der
dunklen
Sonne
Satans
über
sich,
in
die
Anbetung
wider
seinen
Willen
hinein
genommen
ist.
So
ist
das
Fenster
formal
und
thematisch
Ausdruck
der
Anbetung vor dem Opfer, das sich auf dem Altar vollzieht."
Wandmalereien im Fahnensaal der „Luftkriegsschule“ (heute Fliegerhorst)
(Kaseinmaltechnik -Auftrag 1938, vollendet 1940)
Die Fresken wurden nach dem Krieg als „Nazi-Kunst“ betrachtet, übertüncht und durch den
Einbau einer Empore nicht unwesentlich zerstört.
Literatur: Lill, Georg (1942): Ein Nibelungenzyklus von Albert Burkart. In: Die Kunst. Monatshefte
für freie und angewandte Kunst, 85. Band, 1942. München: F. Bruckmann
Kampf in Etzels Saal